Für viele Jahre glaubte der Besitzer dieser schönen und robusten Weinrebe, sie sei eine Arufiat, ein Stock der vor vielen Jahren von einem leidenschaftlichen Weinliebhaber aus einem französischen Weinberg in der Gascogne ausgebuddelt und hier am Hamburger Stadtrand eingepflanzt worden war. Bei alljährlicher Ernte schwelgten Naschkätzchen in dieser alten Story, während sie die kleinen zuckersüssen Trauben auf ihren Zungen zerplatzen liessen. Obwohl die Mär jetzt zerplatzte, als der plötzlich aufgetauchte Weinliebhaber eröffnete, diese Traube würde zur Rebsorte Phönix gehören und aus der Baumschule im benachbarten Dorf stammen, tut das der gewachsenen Persönlichkeit der charakterstarken Pflanze keinen Abbruch mehr.
Siebzehn ihrer pinkfarbenen weichen pelzigen und von leichtem Harz zart klebrigen Bauernröschen ähnlichen Blattblüten wurden intuitiv ausgesucht und behutsam abgenommen. In einer Glasschale wurden sie daraufhin mit fein gefiltertem frischen Trinkwasser übergossen und für einige Stunden der Sonne überlassen. Obwohl sie sich für manche Momente zaghaft hinter vorbeiziehenden Wolken versteckt hielt, sorgten ihre durchdringenden Strahlen dafür, dass die Weinrebe ihren Anteil von Kraft, Energie und Schwingung der Tinktur überliess. Zur Hälfte im feinen unverdünnten Weizenbrand ausgemischt kann sie nun für Jahrhunderte als Mutteressenz dienen.